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Die "DAKAR"-Rallye für Einsteiger: Gibraltar-Race 2018 Teil 5

Jens Behling, Bilder: Alessio Corradini • Dez. 26, 2018

Teil 5: Der krönende Abschluss

Antonio Berera und Jens Behling

Was man nicht erwartet, freut einen um so mehr.
Ich hatte sehr viel Spaß, ich bin im Ziel in Gibraltar angekommen. Und ich durfte gleich zwei mal auf das Siegerpodest treten...

Die letzte Etappe war noch mal spannend

Nach den ersten technisch anspruchsvollen Wertungsprüfungen konnte ich mich gut in der Spitzengruppe etablieren. Die endurolastigen Trails in Rumänien, Ungarn, Slovenien, Italien und Frankreich lagen mir gut. In Spanien und Portugal erwartete ich schnellere und eher rallyetypische Wertungsprüfungen, bei denen die rallyeerfahrenen Mitstreiter auf ihren leichteren aber leistungstarken Sportenduros im Vorteil sein sollten.
Ich rechnete also fest damit, auf der zweiten Hälfte der Rallye in der Platzierung nach hinten durchgereicht zu werden.

Helly Frauwallner, der schon einen größeren Abstand auf mich hatte, machte mir Mut. "Wenn es einer verdient hat, den Gesamtsieg einzufahren, dann Du. Du schaffst das!" Er hat mich nicht nur durch seine aufbauenden Worte beflügelt, er hielt auch während der folgenden Tage auf den Strecken immer Verbindung zu mir. Auch bekam ich unglaublich viel Zuspruch vom Orga-Team, von weiteren Fahrern und von meinen Freunden in der Heimat.
Mit all der Unterstützung gab ich mein Bestes, sammelte Erfahrung bei höherem Tempo und lernte dazu.

Mit lediglich ca. 600 Strafpunkten Rückstand auf Antonio Berera gelang es mir, am Ende der 13. Tagesetappe meinen 2. Platz im Gesamtranking zu halten. Der letzte Fahrtag enthielt nur noch eine Wertungsprüfung über gut 40 Km. 600 Punkte - also 10 Minuten - ist nicht viel. Ein Navigationsfehler, ein Fahrfehler, ein technischer Defekt und schon kann sich alles noch mal ändern.

Von den durch einen gebrochenen Ventildeckel verlorenen 20 Minuten am 5. Fahrtag abgesehen lief die Rallye für mich bisher ohne Defekte.
Ausgerechnet in der allerletzten Wertungsprüfung jedoch sollte es für mich doch noch mal spannend werden.
Nach ca. 10 Kilometern erwischte ich eine Steinkante so unglücklich, dass die Flanke meines Vorderreifens aufgeschnitten wurde. Der Reifen war platt.
Mark Kinnard lag mit ca. 36 Minuten Abstand hinter mir auf Platz drei. Und ca. 30 Kilometer Wertungsprüfung lagen noch vor mir. 36 Minuten müssen reichen. Langsam und vorsichtig versuchte ich, mich mit dem platten Reifen über die Schotterpiste in´s Ziel zu retten, stellte aber schnell fest, dass ich so zuviel Zeit verlieren und meine Felge zerstören würde. Mir blieb nichts Anderes übrig, als den Schlauch zu wechseln.

Letztlich schaffte ich es mit einem Zeitverlust von weniger als 11 Minuten unter großem Jubel in´s Ziel.

Nach der letzten Verbindungsetappe nach Gibraltar durfte ich dann gleich zwei mal auf das Siegertreppchen steigen:

Sieg in der Klasse 1 über 950 ccm und zweiter Platz im Gesamtranking!

Da das Reglement eine Wertung nur in maximal einer Klasse oder Kategorie und dem Gesamtranking erlaubte, ging die Kategorie "Aged Bikes" an Andrea Bruna auf seiner Gilera.

Helly Frauwallner Yamaha WR 450
Gibraltar Race 2018 Ranking
Antonio Berera KTM 690
Gibraltar Race 2018 Ranking

Die Gesamtstrecke

Nach der Abschlussfeier in Gibraltar machte ich mich am nächsten Tag wieder auf meiner HPN auf den langen Heimweg.
Insgesamt habe ich in 20 Tagen 12.000 Km zurückgelegt. Und unzählige unvergessliche Erlebnisse mit nach Hause gebracht.

Was ich auch nicht erwartet hatte...

...dass die Motorradzeitschrift mit der höchsten Auflage in Europa, die "MOTORRAD", so ein großes Interesse an meiner Story hatte, dass sie einen fünfseitigen Artikel über meine Erlebnisse veröffentlicht hat...

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Bester Laune rolle ich als erster Fahrer zum Start der 10. Etappe in Barbastro, Spanien. Nach heißen Tagen mit über 40°C in Südfrankreich ist die Temperatur wieder angenehmer geworden. Die Etappe ist ungewohnt kurz, nur 375 Km. Davon 185 Km in sechs Wertungsprüfungen offroad auf abwechslungsreichen und interessanten Strecken mit viel Anspruch in der Navigation. Meine gute Laune hat einen Grund: Seit 5 Etappen liege ich in Führung. Mit 2485 Strafpunkten habe ich 2208 Punkte Vorsprung auf den zweitplatzierten Allen Alistair mit 4693 Strafpunkten. Und es sind nur noch 4 Tagesetappen bis zum Ziel in Fisterra. Allen Alistair kenne ich von der Gibraltar Race 2018. Dieses Jahr hat er die KTM 690 gegen eine BMW HP2 Enduro getauscht und er kann damit ausgezeichnet umgehen, was er durch seine Führung in den ersten 4 Tagesetappen bewiesen hat. Neben ihm sind viele Fahrer aus den letzten Jahren am Start, aber auch viele neue Namen, die für Überraschungen gut sein können. Zu den Bekannten zählen Mark Kinnard - Sieger des Gibraltar Race 2017, der von seiner KTM 690 auf eine EXC500 Rally gewechselt hat. Bob Coerse - seine KTM 660 Rally Replica, mit der er an der "Paris-Dakar-Rallye" 2007 und der Transorientalerallye 2008 teilgenommen hat, steht in seinem Wohnzimmer. Dieses Jahr ist er auf einer Husqvarna 501 Rally am Start. Renato Zocchi - ebenfalls ein "Dakar-Rallye" erfahrener Pilot treibt wieder einen Honda X-Adv durch Europa und Dave Ouwehand - im letzten Jahr 2. der Klasse 1 - ist wieder auf seiner BMW R1200 GS Rally unterwegs. Neben vielen weiteren wiederholt am Gibraltar Race Teilnehmenden sind aber auch neue Gesichter mit bekannten Namen und viel Erfahrung in der Startaufstellung. Darunter zum Beispiel Ugo Filosa, der in der 2-Zylinderklasse mit großem Erfolg an verschiedenen Rallyes teilgenommen hat, und Mirco Bettini, Reise- und Rallyeerfahren in Europa, Afrika und Südamerika. Kaum wahrgenommen wurde allerdings einer der größten Favoriten, der vornehm zurückhaltende Edwin Straver - Sieger der MaleMoto-Klasse der "Dakar-Rallye" 2019! Mit dementsprechendem Respekt aber auch einer großen Portion Vorfreude brach ich am 19. Juni mit meiner wieder voll beladenen HPN BMW R100 GS Rallyesport auf zum Startort Danzig. Wie ich reisten einige wenige der insgesamt im Ranking geführten 75 Teilnehmer aus 18 Nationen - von Island bis Australien - ebenfalls auf Achse an. Der größte Teil der Fahrer stützte sich auf professionell ausgesattete Rallyeteams ab.
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Von der selbst umgebauten R80 GS Basic zur HPN Rallyesport. Nach meinem Einstieg in den Sport in Bechthal stand das 2-Tage Enduro jedes Jahr fest in meinem Terminkalender. Dazu kamen ADAC-Enduro-Cup Läufe in Gerstetten, Amtzell, Frickenhausen und Reutlingen, ein SÜMA-Cup Lauf in Emmingen und die Teilnahmen am 24h Endurance Day in 2004, 2005 und 2006. Meine gute Beulenpest-Kuh - den Spitznahmen bekam sie aufgrund des aufgeblähten Lacks am Tank - trug mich erfolgreich in das Finale der BMW GS-Challenge 2008, durch zahlreiche Urlaubsländer und mehrere Enduro-Trainings, die ich mit Eric gemeinsam veranstaltete. Und dabei besiegelte sich auch ihr Schicksal, zumindest bis heute. In einer etwas zu tiefen Schlammpfütze hatte sie Schlamm gezogen. Wodurch auch immer, denn der Luftfilter und die Vergaser waren sauber. Nach der Bergung ging vor Ort nur eines: Kerzen herausschrauben, den Schlamm mit dem Anlasser herausblasen und mit viel Kriechöl nachspülen. Ohne Fahrzeug ging es nicht und ich hatte auch keine Alternative. Es musste ohne weitere Zerlege- und Reinigungsarbeiten weitergehen. Dass der Schlamm und das Kriechöl dem Motor nicht gut tun, war klar. Und viele hunderte Kilometer später während der Heimfahrt auf der Autobahn kam, was kommen musste. Die Kurbelwelle ist gebrochen, der gesamte Rumpfmotor war zerstört. Und so verweilt sie bis heute in Einzelteilen im Keller und wartet auf die Wiederauferstehung. Mit dem während zweier Auslandseinsätze gesparten Geld konnte ich 2009 schließlich das Motorrad kaufen, dass - wie es Markus Theobald in Bechthal einmal zu mir sagte - für genau so Typen wie mich gebaut wurde. Eine BMW HP2 Enduro. Dieses Motorrad hatte nicht nur deutlich mehr Motorleistung, es hatte auch ein zeitgemäßes Fahrwerk und deutlich geringeres Gewicht. Meine Offroad-Geschichte auf BMW Boxer konnte ich also fortschreiben. Die HP2 ist ein tolles Motorrad. Für schweres Gelände in dieser Gewichtsklasse aus meiner Sicht ultimativ. Für Langstrecken- und Urlaubsfahrten bekam sie den größeren Tank von HPN. Ansonsten war nicht viel zu verändern. Das Klappern der Gabel verschwand irgendwann und das Luftfederbein war on- und vor allem offroad genial! Es sprach so feinfühlig an, dass das zum endurofahren übermäßige Leistungsangebot des 1200er Boxers auf jedem Untergrund umgestetzt werden konnte. Erst nach einem Bruch des Federbeines nach immerhin 100.000 Km musste ich es gegen ein Öhlins Federbein tauschen, da es das Luftfederbein als Ersatzteil nicht mehr gab.
von Jens Behling 11 Nov., 2018
Welche Leidenschaften und Träume habe ich, wie haben sie sich entwickelt und wie sind Träume in Erfüllung gegangen.
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